Die Wirbelsäule ist wie ein Mast, der von allen Seiten gehalten wird.
Bei einem einteiligen Mast reichen 3-4 Seile und wenn der Mast wirklich senkrecht ist, reduziert sich die Kraft mit der an allen Seiten gehalten wird gegen Null.
Eine Wirbelsäule ist nicht einteilig. Sie hat ein Steißbein, Kreuzbein, 5 Lendenwirbel, 12 Brustwirbel und 7 Halswirbel. Alle Wirbel sind gelenkig miteinander verbunden und somit beweglich.
Die Wirbelsäule hat einer Vielzahl von Muskeln und Bändern, die die Wirbel vertäuen und halten. Das ZNS (zentrale Nervensystem) steuert diese Muskeln und koordiniert deren Zusammenspiel um die Wirbelsäule aufrecht zuhalten und sie bei Bedarf zu beugen, strecken, drehen und seitzuneigen.
Bei der Entwicklung des Menschen vom Krabbeln zum Stehen haben sich nach und nach abwechselnde Kurven in der Wirbelsäule gebildet, um Stöße bei Belastung federnd abzufangen.
Diese Kurven nennt man vom Steißbein bis Lendenwirbelsäule Kyphose, in der Lendenwirbelsäule selber Lordose in der Brustwirbelsäule Kyphose und in der Halswirbelsäule wieder Lordose.
Diese Kurven verlaufen von vorne nach hinten und sind von der Seite zu sehen. Im Idealfall gibt es keine seitliche Abweichung (Skoliose), so daß die Wirbelsäule von hinten betrachtet gerade ist. Die Wirbelsäule ist ein sich in sich tragendes System.
Die Muskeln, die großen und kleinen, die die Wirbelsäule halten, müssen im Sinne von Agonist – Antagonist gut aufeinander abgestimmt sein, damit die Wirbelsäule ohne viel Kraftaufwand aufrecht sein kann. Sind beteiligte Muskelgruppen einseitig aktiv, verziehen sie die Wirbelsäule aus dem Lot und die Gegenspieler müssen mit entsprechender Kraft entgegen halten. Je mehr unnötige Muskelspannung rund um die Wirbelsäule geschieht, desto unbeweglicher wird sie, desto eher kommt es auch zur Erschöpfung und langfristig zu Abnutzungserscheinungen der Strukturen wie Gelenkflächen, Bänder und Bandscheiben sowie der Wirbelkörper selber. Die einzelnen Wirbel sind in so einem Fall wie in einem Schraubstock eingespannt und wenig flexibel. Die Wirbelsäule wirkt steif.
Es kommt zu Bandscheibenvorfällen, Gleitwirbeln, Gelenkartrosen und verschiedenen Formen von Rückenschmerzen.
Ziel der Feldenkraisarbeit ist es, eine Bewusstheit zu schaffen, wo die Muskeln unnötig festhalten. (Man spricht auch von parasitärer Muskelkontraktion) Bewusstheit im Sinne von “ es erspüren “ lernen.
Und wie mach ich das?
Setz dich auf einen Stuhl, Hocker, festen Untergrund. Sitze dabei auf deinen beiden Sitzhöckern.
Wenn du mit deinen Beinen beweglich genug bist, kannst du dich auch auf den Boden in einen Schneidersitz setzen.
Wichtig ist, daß das Becken frei ist nach vorne und hinten zu kippen, so daß sowohl das Becken sowie der ganze Rumpf über den Sitzbeinhöckern positioniert sein kann. Die Hände ruhen in einer gemütlichen Position auf den Oberschenkeln, im Schoß oder auf einem Kissen auf dem Schoß.
Und dann mach erst mal gart nichts mehr.
Lenke deine Aufmerksamkeit nach Innen. Verteilt sich das Gewicht auf beide Sitzhöcker gleich oder sitzt du mehr auf einer Seite?
Ist der Abstand zwischen li Schulter und li Becken kürzer oder länger als auf der re Seite? Ist das Zentrum deines Brustkorbes genau über dem Becken oder mehr vorne, oder eher weiter hinten? Wie ist die Position von deinem Kopf? Ist er nach vorne geschoben ? Oder ist dein Nacken überstreckt?
Hast du das Gefühl, daß du dich streckst, oder irgendwie gerade hältst?
Was ist, wenn du das loslässt? Wohin bewegt sich der Rumpf, wie verändert er sich? kannst du spüren, wie Wirbel für Wirbel übereinandersteht und Gewicht abgeben kann? Abgeben im Sinne von loslassen, getragen werden. Sind bestimmte Bereiche der Ws, Rippen angespannt?
Empfindest du irgendwo ein Ziehen, einen Schmerz?
Was macht die Atmung? Wo atmest du? Ist die Atmung weich? Oder ist sie gehalten, stößt auf Widerstände? Kann sich der Bauch frei öffnen?
Bewegen sich die Rippen geschmeidig? Oder sind sie fest? Wo sind sie fest? Unten an den Seiten? Vorne am Brustbein?
Heben sich die Schlüsselbeine? Wo sind die Schultern? Leicht nach vorne oder an der Seite? Spannen die Schultern? Sind die Schultern locker hängend oder gehalten? Was macht dein Kiefer? Ist er locker, hängend? Ist die Zunge entspannt?
Laß die Augen los. Laß sie durch ihr Gewicht in die Augenhöhlen sinken., sie müssen jetzt nicht arbeiten.
Wenn du nichts machst, nur beobachtest, werden dir Dinge auffallen.
Versuche der Versuchung zu widerstehen sie zu korrigieren. Wenn deine Achtsamkeit immer feiner wird, wertfrei, beginnen sich Dinge auf feinstofflicher Ebene zu verändern. Wenn sich etwas ändert und ein Muskel loslässt, passiert etwas und du wirst es an deiner Atmung merken.
Es kommt ein tiefer, erleichternder Atemzug. Es kann schon fast ein Seufzer sein, manchmal auch sehr subtil.
Wenn bestimmte Muskel loslassen, verändert sich sofort die Statik. Ein Muskel läßt als Agonist los und der Antagonist reagiert in dem er aktiv wird und der Schwerpunkt verändert sich. Es kann zu einem kleinen Wackler kommen oder Teile der Wirbelsäule verschieben sich zu einander. Vielleicht neigt sich der ganze Rumpf von den Hüftgelenken aus mehr nach vorne. Wenn ein Muskel des Schraubstockes aufmacht, richtet sich die Wirbelsäule von selbst mehr auf.
Du wirst aufrechter, präsenter. Das ist ein Prozess der in einer solchen Sitzung voranschreitet. Ohne aktiv zu arbeiten, richtet sich die Wirbelsäule aus und du kannst spüren, wie sie sich mehr und mehr in sich trägt, ohne das etwas gehalten werden muß.
Du kannst dabei vor allem im Rippenbereich auf regelrechte Panzerungen stoßen. Nicht gelebte Emotionen werden chronisch in der Rippenmuskulatur gehalten. Durch das Halten wird die Atmung eingeschränkt, so daß das schmerzhaft empfundene Gefühl, z.B. der Wut , der Trauer nicht erlebt werden muß, da es zu bedrohlich ist. Wird es allerdings nicht durchlebt, bleibt es stecken und beeinträchtigt die Funktion der Atmung, der Wirbelsäule und somit den ganzen Körper. Wenn dir bei dieser Arbeit derartige Gefühle begegnen, ist es gut, wenn du sie zulässt, ihrer gewahr wirst und sie vergehen mit der Verspannung. Was ist ein Trauma? – Es verschwindet, wenn du es annimmst.
Wenn du so nach und nach deine Ws befreit hast, wirst du sehen, daß sich Schmerzen verabschieden.
Wie kommt es zu Schmerzen? – Meist entstehen Schmerzen durch Überbelastung, Einseitigkeit.
Wir sind uns dessen nicht immer bewusst, weil das was wir tatsächlich spüren, zusammen mit dem inneren Bild, daß wir von uns haben, nicht immer mit der Realität übereinstimmt. So können wir denken und spüren wir sind gerade, in Wirklichkeit sind wir aber schief.
Oder wir haben das Gefühl, wir sind aufrecht, aber das Becken ist verschoben und die Körperteile sind nicht übereinander ausgerichtet.
Die Lösung liegt darin, das eigene Spüren, die Wahrnehmung zu verbessern und gleichzeitig das Selbstbild, das wir von uns haben, zu hinterfragen.
– Auch zu hinterfragen hinsichtlich unserer Glaubenssätze.