Feldenkrais und Langlaufen, Notizen …und schlussendlich bleiben Fragen.

Vielleicht sind Fragen tatsächlich besser als Antworten, besser als Aussagen, „So und so ist es“, „Das ist richtig“. „Daran hast du dich zu orientieren“.

….Es bleibt im „feldenkrais-schen“ Sinne bei Fragen, dem Schatz durch den jeder „Seins“ erfahren kann.

 

Langlauf klassisch. Wunderbare Möglichkeit.

 

Beginne zum Beispiel mit den Skiern, dieser Einschränkung.

Die Ski sind in der Loipe, können nicht aus.

Wie läuft der linke Ski, wie der rechte? Können beide Ski gerade auslaufen, parallel, ohne zu kämpfen und zu verkrampfen?

Können das beide Ski oder bloß einer gut und der andere nicht so? Wo will der andere Ski hin?

Möchte er nach innen gehen oder hat er eher die Tendenz nach außen zu gehen? Kantet er mit der Innenkante oder mit der Außenkante zusätzlich das er nach innen oder außen will?

Welches Bein belaste ich mehr? Über welchem Bein kann ich besser stehen?

Hier beim Langlaufen spüre ich es ganz deutlich, deutlicher als beim Gehen oder Laufen.

Wenn ich aus der Loipe gehe, auf ein flaches Stück Piste, zum Skaten gedacht, und trotzdem klassisch lange laufe, also ohne Spur, merke ich es besonders, ob ein Ski „ausbüxsen“ will, hier wird es noch deutlicher.

 

Wie breit ist die Loipe?

Die Loipe ist genormt für den Otto Normalverbraucher, für den Durchschnittsmenschen – Männer und Frauen. Männer und Frauen haben aber unterschiedlich weit auseinander liegende Hüftgelenke. So kann es passieren, daß dir die Loipe eigentlich zu bereit ist und du das Gefühl hast, die Beine, die Skier sind nicht unter dir. Sie sind eher etwas parallel auseinander gespreizt.

Wenn du die Loipe verlässt und selber im unberührten Schnee eine Spur, eine Loipe spurst, werden deine Ski vielleicht viel näher beieinander laufen, als in der vorgegebenen Loipe.

Je näher deine Ski unter dir parallel nebeneinander herlaufen desto wackliger kann es dir oben erscheinen.

Es bedarf einiges an Beweglichkeit und Differenziertheit rund um deine/ entlang deiner Mitte um dennoch sicher im Gleichgewicht zu sein.

Je weniger differenziert man ist ,desto breiter sollte die Loipe sein, damit man nicht stürzt.

 

Führt dein Weg entlang eines Gefälles, gibt es noch das Phänomen, das eine Spur tiefer ist als die andere.

Je nachdem ob du mit deinem kürzerem oder längeren Bein in der tieferen Spur stehst, gleicht die tiefere Spur deine „Schieflage“ aus oder verstärkt sie.

Wie geht dein Bewegungsapparat damit um, wenn dein kurzes Bein dadurch noch kürzer ist und dein langes Bein länger?

 

Und da ist die Grundbewegung beim Langlaufen zu beobachten.

Beim Langlaufen machst du eine Schrittbewegung. Ein Bein vorne, ein Bein hinten. Und wechseln, wieder wechseln und wieder wechseln. Das Hintere stößt sich vom Boden ab, das Vordere wird nach vorne geschoben und belastet. Es gleitet voran.

Du benutzt Skistecken um dich zusätzlich mit den Armen/Händen abzustoßen. Mit dem Abstoßen geht jeweils ein Arm diagonal mit dem gegenüberliegenden Bein nach hinten und so wird der obere Brustkorb entgegengesetzt zu den Beinen und dem Becken verdreht.

Durch diese Verdrehung beim Benützen der Skistecken kommt es zum Kreuzgang und nicht zum Passgang.

Beim Passgang würde rechter Arm und rechtes Bein gleichzeitig vorgehen, während linker Arm und Bein nach hinten geht und umgekehrt.

Beim Passgang geht der Mensch sehr viel breitspuriger und es ist weniger effizient.

Kamele und Giraffen laufen übrigens im Passgang.

Beim Kreuzgang schwingen die Arme entgegengesetzt zu den Beinen, beim Passgang nicht.

Die Verdrehung  der Wirbelsäule ist eine Bewegung beim Langlaufen.

 

Hinzu kommt eine Bewegung der Seitneigung.

Wie seitneigst du dich während des Langlaufs?

Wirst du links kurz und rechts lang, wenn dein rechtes Bein lange nach hinten ist und dein rechter Arm lang nach vorne? Oder wirst du rechts kurz und links lang wenn dein rechtes Bein lang nach hinten geht und dein rechter Arm nach vorne?

Zwei Möglichkeiten.

 

Was macht diesbezüglich dein Kopf?

Geht er auf die Seite, wo du mit dem Oberkörper kurz wirst, pendelt hin und her zur Seite oder differenziert er sich noch mal extra und geht entgegengesetzt, hin zum Arm hin der nach vorne geht, zur Seite wo du lang wirst?

 

Als dritte Bewegung kommt die sich abwechselnde Beugung und Streckung als Quelle der Kraft und Dynamik hinzu.

 

Du kannst alle drei Bewegungsrichtungen in ihren Anteilen ständig beobachten. Auch beobachten wir sich ihre Anteile im Laufe der Strecke verändern, sich gegenseitig beeinflussen, verbessern, geschmeidiger werden.

 

Ein weiteres Thema ist „unterschiedliche Beinlängen“, „Beckenschiefstand“ und „Beckenverfringung“:

Standbein und Spielbein.

Ich behaupte das Standbein ist das kürzere Bein.

Kürzer, damit das längere Bein, das Spielbein oder auch „dominante“ Bein, mit dem ich mehr Gefühle habe, frei für Aktivität sein kann.

Welches Hüftgelenk ist beweglicher? Das vom dominanten Spielbein?

Welches ist unbeweglicher? Das vom stabilen Standbein?

Damit ein Bein lang sein kann, ist diese Beckenseite nach vorne gedreht, während die Standbein -Seite tendenziell nach hinten gedreht ist.

Im Optimalfall ist es so ausgeglichen, daß links und rechts gleich viel Verdrehung der Beckenschaufeln nach vorne und   nach hinten möglich ist. Links und rechts gleich.

Oft ist es aber in eine Richtung „eingeschliffen“, „festgefahren“ und hat weniger Möglichkeit, sich in die entgegengesetzte Richtung zu verdrehen.

Diese Beckenverwringung setzt sich oft fort und ist Ursache oder doch nur Teil einer Skoliose bis hin zum Kopf.

Jetzt, beim Langlauf, kann ich sehr genau fühlen und spüren: Welches Bein kann ich besser belasten?

Auf welcher Seite kann ich besser Gewicht abgeben?

Welches Bein will lieber noch vorne und welches lieber nach hinten?

Habe ich eine Ahnung davon,

kann ich bewusst in die Gegenrichtung, in die Korrektur, arbeiten, um es in die andere Richtung auch möglich zu machen.

Wenn eine Beckenhälfte sich nicht nach vorne drehen und das Bein lang werden lassen möchte,

wenn ich gezielt daran arbeite, dieses Bein nach hinten zu öffnen, während gleichzeitig das andere Bein, das nach vorne geht und das dazugehörige Becken nach hinten entgegendrehen lässt, so gleichen sich die beiden Gegen-drehrichtungen aus.

Ähnlich wie beim Gehen oder beim Laufen/Joggen kann durch die ständige Seitenwechsel-wiederholung

das Gewebe weich werden und nachgeben.

So kann ich das Bewegungsmuster, also die Funktion, gleichzeitig mit der Struktur verändern und verbessern.

Knochen, Faszien, Muskeln, alles ist angesprochen und baut sich um!

Das ist im positiven Sinne Training.

 

Wohin zieht es meine Aufmerksamkeit?

Welche der oben genannten Aspekte möchte ich mir als erstes ansehen?

Es passiert von selbst.

Ich werde in den ersten 5 Minuten, 10 Minuten etwas anderes spüren, als nach eine halben Stunde, oder nach einer Stunde oder nach 1.5 Stunden oder nach 2 Stunden, je nachdem.

Durch die Atmung und die ausdauernde sich abwechselnde, symmetrische Bewegung wird alles an stattfindender Bewegung gleichmäßig verteilt. Irgendwann macht alles mit!

Interessanterweise verändert sich auch das Empfinden von Anstrengung.

Ist man erst einmal eingelaufen, geht es dahin.

Aber das gleiche Phänomen zeigt sich auch beim Schwimmen.

Während man nach den ersten Bahnen schon nicht mehr zu können glaubt, geht es dann doch weiter und man kommt in einen Rhythmus in dem es einem leicht fällt.

Du vergißt die Zeit, die Distanz/Strecke und möchtest irgendwann gar nicht mehr aufhören.

 

Wie geh ich um mit Beschwerden/Schmerzen während der Aktivität:

Beginnt meine Schulter auf einer Seite weh zu tun, kann es verschiedene Gründe dafür geben.

Wenn du das erste Mal langläufst und nicht fit bist, können Strukturen von diesen sich ständig wiederholenden einseitigen Bewegungen schnell überlastet sein. Die Schulter beginnt weh zu tun (z.B.). Dreh um, du hast den selben Weg noch zurück. Wenn der Schmerz auf dem Rückweg verschwindet, sich die Schulter „eingeölt“ und sich dein Bewegungsapparat an die fordernde Bewegung gewöhnt hat, kannst du weitermachen.

Ansonsten mach Pause, bist du ein paar Tage später wieder Anfangen kannst.

Bist du das Langlaufen schon gewöhnt und bekommst zum Beispiel Schulterschmerzen kannst du beobachten was du mit deinem Schulterblatt machst. Bewegt sich das Schulterblatt überhaupt oder genügend über deine Rippen oder bewegen sich deine Rippen (Beugung/Verdrehung/Seitneigung) mit?

Wenn nein, lade sie ein. Sobald sich die Peripherie der Schulter mehr mitbewegt wird das Schultergelenk selbst entlastet und Schmerzen können aufhören.

Das selbe gilt für Knie, Sprunggelenk, Hüften.

 

Weitere Gedanken zum Langlaufen.

Beobachte einfach die Atmung und sehe was passiert.

Kannst du deinen Bauch nach vorne öffnen und „heraushängen“ lassen?

Kannst du langlaufen, Antrieb nach vorne, ohne deinen unteren Rücken Startreflex-mäßig anzuspannen?

Wie weit beugst du dich beim Laufen in deinen Hüftgelenken und hängst nach vorne?

Arbeitest du mehr mit deinen Beinen oder deinen Armen?

 

Beim Langlaufen hast du Geschwindigkeit und trotzdem geht alles wie in Zeitlupe, langsam voran. Du hast viel Zeit während der Gleitphasen zu spüren und zu beobachten.

 

Viel Freude und Schnee!